Meine Chronik
Vom einstigen Mühlenstandort
zur seniorengerechten Wohnanlage
Das sollte aber nicht lange so bleiben,
denn Ferdinand Friedrich schickte sich
an, in Hohenwarthe ein Ausflugslokal
direkt an der Elbe zu errichten.
Das Elbschlösschen ist wieder in aller
Munde. Der Grund ist ein Entschluss
des Gemeinderates zur Erweiterung
der Grundstücksfläche als Bauland
und das Vorhaben des Besitzers,
eine seniorengerechte Wohnanlage
errichten zu wollen. Dabei stand am
Elbufer nicht immer ein Ausflugslokal.
Eine alte Postkarte vom Ende des
19. Jahrhunderts zeigt im Vordergrund die alte Fähre bei Hohenwarthe.
Das Entscheidende aber ist nicht der
Fährmann oder die Fähre, sondern das
Ufer. An diesem ist nämlich Hohenwarthe vor rund 130 Jahren zu sehen.
Damals gab es weder das Elbschlösschen noch Planungen, dort ein Ausflugslokal zu errichten.
Das Elbschlösschen entsteht
späteren Elbschlösschens.
Die Alte Mühle am Standort des
lskow
Ansichtskarte: Sammlung Hans Voe
Mühle mit drei Gebäuden
Eine Mühle, die mit ihrem Giebel
wasserseitig erbaut wurde, ist auf der
alten Postkarte gut zu erkennen. Unterhalb des Fachwerks ist ein großes
Loch. Hier war sicher das Mühlrad
untergebracht und der Auslauf des
Mühlengrabens, erklärt Ortschronist
Hand Voelskow und fügt an: Das
Wasserbecken der Mühle ist heute
noch vorhanden, genauso wie der
Mühlengraben, dessen Name sich im
Laufe der Jahrzehnte zum Müllgraben
gewandelt hat. Was damals die Mühle
antrieb und dem Müller das Einkommen sicherte, plätschert auch heute
noch gemütlich in Richtung Elbe.
Vor ein paar Jahren wurde zudem nicht
unweit ein alter Mühlstein gefunden.
Er gilt heute als Beweis für den Mühlenstandort an der Elbe.
Interessant ist auch, dass die alte
Postkarte nicht nur das Mühlengebäude selbst abbildet, sondern noch
zwei weitere Gebäude. Es muss sich
dabei um das Wohnhaus des Müllers
und eine Stallung handeln, vermutet Voelskow. Wann die Mühle erbaut
wurde, das konnte er bisher nicht in
Erfahrung bringen, auch nicht, wer
der Müller war, der die Mühle erbaute
und betrieb. Sicher ist aber, die Mühle
verschwand nur wenige Jahre vor der
Jahrhundertwende. Alte Ansichtskarten um 1900 bilden sie nicht mehr ab.
Am Ufer nur ein leerer Flecken.
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In drei Abschnitten vollzog sich der
Bau des Elbschlösschens, auch das
kann anhand alter Ansichtskarten
und Fotos sehr gut nachvollzogen
werden. Voelskow warnt aber: Schon
damals wurde auf den Postkarten getrickst, um Gäste nach Hohenwarthe
zu locken. Fest steht aber, nachdem
Ferdinand Friedrich 1903 mit dem Bau
des Wohnhauses begann, folgten 1904
die Terrasse und 1905 der Saal. Vom
einstigen Wohnhaus und dem Saal
ist heute nicht mehr viel erkennbar,
einzig die Ruinen der Terrasse sind
geblieben.
Kellner übernimmt Lokal
Das Elbschlösschen Hohenwar the um 1910
.
Ansichtskarte: Sammlung Hans Voelskow
Dass nicht nur in Amerika der Traum
vom Tellerwäscher zum Millionär gelingen kann, zeigte schon ein Kellner im
Elbschlösschen. August Bethge kaufte
das Elbschlösschen nach dem Ersten
Weltkrieg und betrieb es weiter. Bei
ihm arbeitete auch Cesar Biancini, ein
Italiener, der in den 1930er-Jahren
als Gastarbeiter nach Hohenwarthe
kam und sich hier in Bethges Tochter
Rosemarie verliebte. Er übernahm das
Elbschlösschen von seinem Schwiegervater, bis er es im Zuge der Verstaatlichung an die neu gegründete Deutsche
Demokratische Republik verlor.
Mit der Eingliederung des Elbschlösschens in die Handelsorganisation
(HO) als Konsumgaststätte zerfiel das
Gebäudeensemble zusehends. Schon
1979 war dies ein Grund, sich mit dem
Erhalt im Rat des Kreises Burg zu beschäftigen. Der Verfall war aber nicht
mehr aufzuhalten, auch wenn 1992 ein
15-Millionen-Mark-Projekt aus dem
Elbschlösschen ein 80-Zimmer-Hotel
machen sollte.
Seniorenwohnen an der Elbe
Surreal wirkt die Szener ie auf dem
Elbschlösschens heute.
Gelände des ehemaligen
Foto: Chr istian Luckau
Heute gehen die Planungen für das
Grundstück hin zu einem seniorengerechten Wohnen. (Mein Möser berichtete in der letzten Ausgabe.) C. Luckau
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