Meine Heimatgeschichte
Mahlen und Schroten mit Wasserkraft
Schiffsmühlen, dritter und letzter Teil: Das Ende eines Handwerks / Preußischer Staat entzog Müllern alle Rechte
In einer der ersten Weltchroniken ist eine Schiffsmühle abgebildet, jedoch falsch. Die Anordnung von zwei Mühlrädern hintereinander hatte es nie gegeben.
der Elbe solch Mühlen und der
Müller nutzte die Wasserkraft
des Flusses zum Mahlen und
Schroten von Getreide. Laut
dem Standardwerk Schiffsmühlen Eine Flotte, die fast
immer vor Anker lag von Karl
Jüngel, einem anhaltinischen
Heimatforscher, erreichte zur
Zeit der Reformation die
schwimmenden Mühlen ihren
zahlenmäßigen Höchststand.
Auf der gesamten Elbe-Strecke wurden mehr als 500
Schiffsmühlen gezählt, noch
1855 waren es auf der preußischen Elbstrecke zwischen
Jerichower Land. Vor allem Aken und der Havelmündung
im Mittelalter und in der jün- 50 Mühlen.
geren Neuzeit wurden auf allen größeren mitteleuropäi- Entschädigungssummen
schen
Flüssen
Hunderte
Schiffmühlen eingesetzt. De- bis zu 2000 Talern
ren Leistung allerdings war Laut dem Ferchländer Sterbestets gering. So schrieb um register ertrank 1794 der letzte
1850 ein Mühlenbau-Meister, Schiffsmüller Andreas Mersel.
dass eine solche Schiffmühle Die Mühle wurde nicht mehr
schwerlich etwas Beträchtli- weitergeführt, da auch der
ches leisten könne.
Sohn verunglückte. Von den
Auch in unserer Region 70er Jahren des 19. Jahrhunschwammen mitten im Strom derts an gab es dann durch die
Die ersten Schiffsmühlen, die
urkundlich erwähnt wurden,
stammen aus dem Jahr 536
nach Christi Geburt. Die Ostgoten belagerten Rom und
kappten die Wasserzufuhr zu
den Wassermühlen in der
Stadt, um die Römer auszuhungern. Daraufhin ließ ein
römischer Feldherr im Tiber
Kähne verankern, auf denen
Mahlwerke von Landmühlen
errichtet wurden. Als Antrieb
wurden zwischen den Kähnen Wasserräder in die Strömung des Tiber gehängt.
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Regierung gezielte Maßnahmen zur Beseitigung der
Schiffsmühlen auf der Elbe.
Der Abkauf erfolgte durch den
preußischen Staat und der
zahlte dafür durchschnittlich
eine Entschädigungssumme
zwischen 1300 und 2000 Talern, das wären heutzutage
umgerechnet zwischen 6000
bis 10.000 Euro.
Der Minister für Handel Gewerbe und öffentliche Arbeit
Graf von Itzenplitz, wies die
Elbstrom-Direktion in Magdeburg an, die oben genannte
Reihenfolge für die Beseitigung der Mühlen zu erarbeiten, das hatte zur Folge, dass
1895 nur noch ganze vier Mühlen im preußischen Elbe-Bereich in Betrieb waren. Weder
ein Gesuch um Aufrechterhaltung des Mühlenbetriebs noch
eine direkt an den preußischen König gerichtete Petition im Jahr 1899 hatte Erfolg:
Den Müllern wurde einfach alle ihre Rechte zur Ausübung
des Gewerbes entzogen. Als
letzte Schiffsmühle in der Re-
gion Elbe-Havel hielt sich die
Mühle des Müllers Bethke aus
Rogätz. Die stellte ihren Betrieb erst 1901 ein und mit ihr
fand ein lange bis weit ins Mittelalter zurückreichendes Gewerbe ihr Ende. Das bedeutete
aber nicht das Ende des Mühlenwesen, denn es setzten
sich in den zurückliegenden
Jahrzehnten des 17. Und 18.
Jahrhunderts immer mehr die
Windmühle durch. Oftmals
betrieben die Müller parallel
zu ihrer Schiffsmühle eine
Windmühle und die heute bekannten Standorte solcher
Mühlen liegen häufig in der
Nähe der bekannten Mühlenplätze.
In Ferchland und Parey sind
die Windmühlen bis heute zu
sehen, wenn auch erstere nur
als Ruine. Ob es an der Klietznicker Schiffsmühle in der
Nähe des Dorfes Heydebleck
eine Windmühle gab, ist nicht
gesichert, und wenn ging sie
mit dem Dorf 1791 wüst. Wissentlich erhob sich Jerichow
zu einem bekannten Wind-
Repro: Thomas Skiba
mühlenstandort. Erst vor kurzem stellte der Förder- und
Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow Informationstafeln an ehemaligen Standorten von Mühlen auf. Insgesamt acht Tafeln informieren
darüber, welche Bedeutung
das Mühlenwesen früher für
die Stadt besaß.
Vielfältiges
Bäckerhandwerk
Neben dem Schusterhandwerk spielten die Mühlen seit
je her eine große Rolle und zogen ein vielfältiges Bäckerwesen nach sich. Den ältesten
Hinweis auf Mühlen in Jerichow finden wir bei der Gründung des Jerichower Prämonstratenser Klosters, informiert der Jerichower Ortschronist Naumann und vermutet, dass es sich erstmals
um Schiffsmühlen gehandelt
haben könne. Die Elbe strömte
im 12. Jahrhundert noch direkt an Jerichow vorbei.
Fortsetzung auf Seite 21
Mein Genthin
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