Mein Schermen
Kostenlose Vitamine vom Baum Obst neben den Straßen ernten
Was 1686 durch den preußischen
König entstand, schmeckt den
Menschen noch heute. Gemeint
sind Obstbäume, die als Alleen an
Straßenrändern gepflanzt wurden
und eine kostenfreie Nahrungs- und
Vitaminquelle darstellen. Auch für
die Schermener, die in ihrer Gemarkung so einige Obstbäume ihr eigen
nennen.
Kati Lange kennt viele Obstbaumalleen
und Einzelbäume in der Gemeinde
Möser. Die Schermenerin ist aber besonders an den Apfelbäumen neben der
Bundesstraße 1, in unmittelbarer Nähe
zur Sporthalle, interessiert. Äpfel halten sich kühl und trocken gelagert bis
zu drei Monaten, erzählt sie, während
ihre Tochter ihr einen Hand voll Äpfel in
die Schüssel legt.
Seit mehreren Jahren ist sie zur Erntezeit der verschiedenen Obstsorgen
unterwegs, um den Vitaminhaushalt
ihrer Familie aufzufrischen.
Ich backe von den Äpfeln jetzt Apfelkuchen und Apfelauflauf. Meine Tochter
kann jeden Tag einen Apfel mit zur
Schule nehmen, verrät sie.
Angst, dass sich wegen der Nähe zur
Straße Schadstoffe in den Äpfeln
angelagert haben könnten, hat sie
keine. Ich bin da nicht so empfindlich,
außerdem werde bei Kuchen und Aufläufen die Schale ohnehin entfernt,
meint Kati Lange. Auch ihre Tochter Mia
sieht da keinerlei Probleme.
So wie den beiden sehen es viele in
der Gemeinde. Auch auf dem landwirtschaftlichen Verbindungsweg zwischen
Pietzpuhl und Möser sind sie anzutreffen, die Pflaumen- und Mirabellenpflücker.
Es ist doch eine gute Möglichkeit,
kostengünstig an Vitamine zu kommen,
Kati Lange und ihre Tochter Mia nutzen das Obst der Bäume in Schermen für Kuchen und Aufläufe.
Foto: Christian Luckau
und an der frischen Luft sind wir auch.
Besser als Fernsehen ist das Obstpflücken allemal, meint die Schermenerin.
Dass es sich beim Pflücken von Obst
von den Bäumen am Straßenrand im
juristischen Sinn um als Mundraub
bekannten Diebstahl von Nahrungsmitteln handelt, hat auch Kati Lange
beschäftigt.
Der Bürgermeister der Gemeinde Möser
Bernd Köppen teilte aber auf Nachfrage
mit: Für das Pflücken von Obst von den
von uns gepflanzten Bäumen gibt es
keine Satzung, die etwas in der Form
regelt. Im Gegenteil, ich habe damit
kein Problem und finde es sehr gut,
wenn die Einwohner sich dort gesunde Nahrungsmittel nehmen. Neben
Schreiben Sie uns: Ihre
Geschichten, Bilder
und Anregungen!
Äpfeln gibt es rund um Schermen
noch Birnen- und Pflaumenbäume an
Bundes-, Landes-, Kreis-, und Gemeindestraßen. Noch heute sieht eine
Mehrzahl der Deutschen Obstbaumalleen als prägendes Bild Deutschlands
an. Kein Wunder, denn seit 330 Jahren
wird die Tradition des Obstbaumpflanzens an Straßen in Deutschland
fortgesetzt. Vom Kaiserreich über
die Nazidiktatur und der Deutschen
Demokratischen Republik bis hin zur
heutigen Bundesrepublik gab es jeweils
Programme zu Obstbaumpflanzungen
im öffentlichen Raum. Auch die
Gemeinde Möser hat an ihren Wegen
Obstbäume gepflanzt und sich in die
Tradition gestellt.
Christian Luckau
Der heiße Sommer hat den Obstpflückern in diesem Jahr eine reiche
Ernte bescherrt.
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