Mein Stendal Titelgeschichte
Straßengeschichte aus Straßenschichten
Andreas Neubert und Torsten Herm begleiten als archäologisches Team die Sanierung der Winckelmannstraße
Bis Ende Dezember ist die
Winckelmannstraße in Stendal gesperrt. Die Arbeiten nutzen Archäologe Andreas Neubert und Grabungstechniker
Torsten Herm, um einen Blick
in die Stendaler Geschichte zu
werfen. Sie versuchen aus
Straßenschichten, Straßengeschichte zu machen.
Stendal. Die Winckelmannstraße ist aktuell eine Großbaustelle. Aber es sind dort
nicht nur Bauarbeiter in Gange, sondern auch das archäologische Team Andreas Neubert und Torsten Herm.
Neubert hat Archäologie in
Halle, Jena und Prag studiert.
Herm kommt aus einer ganz
anderen beruflichen Ecke. Der
Stendaler ist gelernter Zerspanungsfacharbeiter. Nach der
Lehre ist er ans Theater als
Theatermaler
gekommen.
Nach Wende war er Freiberufler und auf Mittelaltermärkten
mit einem selbstgebauten
Lehmofen unterwegs. Seit 13
Jahren arbeitet er als Grabungstechniker/-zeichner.
Neubert und Herm sind beim
Landesamt für Denkmalpflege
und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle angestellt und
werden für Grabungsprojekte
angefordert. In Stendal werden seit 20 Jahren fast alle
Straßenbauarbeiten lückenlos
begleitet. Der Laie denkt ja
manchmal, wir Archäologen
graben dort, wo was Interessantes ist. So ist es aber nicht.
Archäologie ist begleitend.
Wir graben dort, wo durch
Baumaßnahmen zwangsläufig etwas zerstört werden würde. Ehe es zerstört wird, dokumentieren wir es, um es zu erhalten. Man könnte an verschiedenen Stellen, wo etwas
Besonderes liegt, graben. Aber
wenn wir es ausgraben, ist es
auch zerstört. Wir lassen es
dann lieber im Boden, wenn es
geht, aber hier in Stendal geht
das natürlich nicht. Und hier
in Stendal ist viel Material aus
dem Mittelalter vorhanden,
erklärt Andreas Neubert.
Wir haben an den Wänden der
Gräben bei den Straßenbauarbeiten die Chance, die Erdschichten zu studieren, aber
wir können nicht in die Fläche
gehen. Das können dann alte
Straßen, Holzwasserleitungen
oder auch mal alte Brunnen
sein. Wir haben in Stendal
schon eine ganze Menge über
den Aufbau der Straße erfahren. Stendal hat die Besonderheit, dass der Grundwasserspiegel relativ hoch ist. Hölzer,
die ehemals auf den Straßen
lagen, wurden luftdicht abgeschlossen und somit erhalten.
Wenn wir die Straßen aufmachen, finden wir diese Hölzer
dann. Wir bekommen bei der
Arbeit ganz viele Daten der
Stadt, weil es uns die Hölzer
ermöglichen, bestenfalls bis
auf das jeweilige Jahr zu datieren, erläutert Neubert.
Brunnen aus 889
Besondere Funde sind aber
das Salz in der Suppe. Neben
den vielen Bohlen haben wir
schon mal in der Kleinen Hallstraße ein Pilgerzeichen aus
dem zwölften Jahrhundert gefunden, das aus Köln stammte. Der Pilger war auf dem Weg
nach Santiago de Compostella, einer mittelalterlichen Pilgerstätte, unterwegs gewesen.
Vergangenes Jahr haben wir
in der Mittelstraße einen Holzschuh aus Leder und mit hufeisenförmigen Beschlägen gefunden eine sogenannte
Trippe (von dem Geräusch
Triptrap, wenn man damit
über die Straße ging), sagt der
Archäologe.
Man unterscheidet zwischen
Funden, wie zum Beispiel
Strukturen im Boden und Befunden, also Objekte. Wir hatten einen Befund in der Rathenower Straße vor dem Arneburger Tor, der für die Stadtgeschichte sehr bedeutend war.
Das war ein Kastenbrunnen,
der aus spätkarolingischer
Zeit stammt, also lange, bevor
die Stadt gegründet wurde.
Den Brunnen hätte man an
sich gar nicht zeitlich so genau einordnen können. Aber
durch die gut erhaltenen Hölzer konnten wir den Brunnen
auf das Jahr 889 datieren, erläuter Andreas Neubert.
Unsere Möglichkeiten in der
Straße sind aber begrenzt. Im
Prinzip wühlen wir da im Müll
herum. Also das, was die Leute
damals auf der Straße verloren und weggeworfen haben.
Das sind oft Haushaltsabfälle.
Natürlich sind für den Laien
solche besonderen Funde interessant, aber für uns sind
auch die Schichten bedeutend. Letztens haben wir
Schnecken freigelegt. Das sagt
uns etwas über die natürlich
Umgebung, über die Natur, die
da damals geherrscht hat.
Auch die Essensabfälle, wie
beispielsweise Knochen oder
Traubenkerne, sagen uns etwas über die Menschen und
die Umgebung, so Neubert.
Die Winckelmannstraße werden wir noch eine ganze Weile
begleiten. Wir stehen ja noch
ziemlich am Anfang. Hier
kommen mehrere Gräben
durch die Straße. Wir sind jetzt
bei mehr als 70 Prozent des
ersten tiefen Grabens. Die
Winckelmannstraße hat uns
ein bisschen überrascht. Der
alte Name war ja, aufgrund des
Untergrunds,
Lehmstraße,
was die Leute damals dazu bewogen hat, hier schon erste
Steinsetzungen zu machen,
also primitive Pflaster, kann
man sagen, zusammen mit
Holz. So ähnlich, wie ein Feldweg befestigt ist nicht regelmäßig. An manchen Stellen
gibt es eine große Dichte an
Steinen, an anderen wurde
einfach reingeschüttet, sagt
Andreas Neubert.
Wir haben im Mittelteil auf
einer Länge von zirka zehn
Metern aus einem Holzstamm
herausgeschälte Rinde gefunden, also mitten in der Straße.
Wir nehmen an, dass in diesem Bereich eine Entwässerung notwendig gewesen war,
äußert Torsten Herm.
Wenn man die Straße mit anderen vergleicht, ist sie sehr
vielfältig aufgebaut. Wir haben
zwar nicht viele Befunde, aber
wir werden am Ende ziemlich
genau wissen: Wann man die
Straße begonnen hat zu bauen, wie sich das entwickelt
hat. Im Moment fährt der Bagger noch auf der historischen
Pflasterschicht. Es gibt also
auf jeden Fall schon mal zwei
Pflasterschichten,
darunter
die Holz-Stein-Lage. Wir versuchen, aus Straßenschichten
Straßengeschichten zu machen, erklärt Andreas Neubert.
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Archäologe Andreas Neubert (rechts) und Grabungstechniker Torsten Herm nutzen die Arbeiten an der Winckelmannstraße für einen Blick in die Stendaler Geschichte.
Foto: Thomas Wartmann
Mein Stendal
Stadtgeschichte Stadtgeschichte uunter nter dem dem SStraßenpflaster traßenpflaster meine-stadt-stendal.de 29. September 2021 Grabungen Grabungen iinn dder er Winckelmannstraße Winckelmannstraße Seite Seite 44/5 /5 Stendal Mein Stendal Das Magazin für Stendal, Bindfelde, Borstel, Buchholz, Dahl
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